Sitzangelegenheiten:
Tel Aviv hat neue Bänke
Ungefähr
150 Bänke sind im Moment in ganz Tel Aviv verteilt zu sehen. 150 Bänke,
das ist alles? Die Rede ist nicht von den ganz normalen, ordinären
Sitzbänken, sondern von ihren Designer-Gegenparts. Im letzten Jahr hatte
die Stadt Delphine
aufgestellt, das Jahr davor waren es Pinguine. Der Idee der Stadt
Zürich folgend, die mit Kühen begonnen hat, werden jungen Designern und
Künstlern Rohformen zur Verfügung gestellt, die diese dann gestalten
können.
In
diesem Jahr wurden die Bänke von kommerziellen Unternehmen und Firmen
angeregt und vor allem finanziert. Das "BenchArt project" wird unter
anderem von Teva, Elite, Strauss, Bezeq, El Al, Isracard, Visa, Ramat Hagolan
Wineries, Paz, Superpharm, Keter, Mei Eden und Tel Aviv Radio unterstützt.
Dabei gab es auch einen kleinen
Skandal, weil eine Bank im Rothschild Boulevard für Aufregung sorgte. Die
Bank wurde von einer Esc-Handy-Gesellschaft finanziert, die schon seit
Monaten durch ihre geschmacklose Werbespots von sich reden macht. In
diesem Fall waren auf der Bank drei geköpfte Frauen mit rot ummalten
Hälsern montiert. Die Bank wurde entfernt.
Die
einzelnen Firmen zahlen, um dabei zu sein, wählen die Designer selbst aus
und nehmen die Arbeiten ab. Im September werden die Bänke dann abgebaut
und versteigert, das Geld kommt Kindern in Not zugute.
Die Bänke stehen vor allem in den
Boulevards, wo in der Mitte jeweils Fussgängerwege verlaufen, aber auch
nah an kulturellen Zentren. Von den Organisatoren hieß es dazu, man wolle
auch einen Anreiz schaffen, dass Leute spazieren gehen. Wegen der
Terroranschlägen bleiben doch mehr Leute zu Hause, gehen weniger Leute aus
und sitzen in Cafes. So könnte der Spaziergang noch ein wenig
abwechslungsreicher sein.
Trotz der guten Absichten bleibt es
ein steriles Projekt. Die Bänke sind an vielen Standorten eher störend.
Während die Pinguine und Delfine lustig und zusätzliche Augenfreude waren,
wirken viele der Bänke komisch, da sie zu sehr offensichtliche Werbefläche
sind. Oft nehmen sie auch Platz weg, beispielsweise dort, wo sowieso schon
viele normale Bänke stehen und in den freien Lücken nun die BenchArt Bänke
aufgestellt sind.
Schade,
dass es nicht gelungen ist, das Projekt auf die normalen braunen Bänke der
Stadt zu übertragen. So würden sich sicherlich auch mehr Leute auf den
BenchArt Sitzgelegenheiten niederlassen. Wer wollte nicht immer schon mal
auf einem Thron Platz nehmen?
hagalil.com 16-07-03 |