Wenigstens bei der
Ornithologie:
Israelis und Palästinenser haben die
Kooperationsbereitschaft noch nicht aufgegeben
Am Stand
eines Straßenhändlers in Bethlehem erschienen vor ungefähr zwei Wochen
unerwartete Gäste. Der Händler bietet wie ein gewöhnlicher Verkäufer
Vögel zum Verkauf an, die in freier Wildbahn gefangen worden sind.
Normalerweise interessieren sich für diese "Waren" Sammler, die die Vögel
in Käfigen halten. Dieses eine Mal aber erschien vor dem Stand eine Gruppe
von palästinensischen Aktivisten, die sich für den Artenschutz in freier
Wildbahn einsetzt und an deren Spitze Imad Al-Atrasch steht. Die Gruppe,
die eng mit israelischen Aktivisten vom selben Feld zusammenarbeitet,
kaufte zwei Exemplare der äußerst seltenen Wüstenfalken (Falco
pelegrinoides) auf, um sie vor der Gefangenschaft zu retten und in die
Wildnis zu entlassen.
Die Vögel wurden
zur Regeneration in besondere Volieren nahe Ramat haNadiv überführt; kurze
Zeit später wurde einer der Wüstenfalken zusammen mit einigen Rötelfalken
(Falco naumanni) in die freie Wildbahn der Wüste Judas entlassen. Auch die
Rötelfalken wurden von den "Wildtieren Palästinas" so nennt sich die
Gruppe um Al-Atrasch, die sich in und um Bethlehem eingefunden hat vor
der Gefangenschaft gerettet.
Im
Rahmen ihres Engagements, die Schäden einzudämmen, die durch das
Aufsammeln von Wildtieren für den Verkauf auf den Märkten hervorgerufen
werden, patrouillierten die Vogelschützer in der Gegend um Mar-Saba in der
Judaswüste, wo in der letzten Zeit einige Kinder die Küken der Rötelfalken
aufsammeln, um sie an die Händler zu verkaufen. Sie nahmen den Kindern die
Küken weg und brachten sie zur Regeneration in den Biblischen Zoo in
Jerusalem. Später wurden sie in ein Akklimatisierungsgehege nahe der
Stelle, wo sie gefangen worden waren, gebracht, und letztendlich wurden
sie in die freie Wildbahn entlassen.
Die enge
Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinensern auf dem Feld der
Ornithologie im Besonderen zwischen der Organisation von Al-Atrasch und
dem israelischen Naturschutzbund SPNI (Society fort he Protection of
Nature in Israel) - konnte erstaunlicherweise, allen politischen Krisen
und Konflikten der letzten drei Jahre zum Trotz, standhalten. Zwar ging
sie wegen den Hindernissen auf ein gewisses Niveau zurück, Treffen der
beiden Organisationen wurden sogar immer öfter in den Nachbarländern
abgehalten, doch hörte die Kooperationsbereitschaft nie auf. Vor einiger
Zeit nahm sogar eine gemeinsame Delegation von Israelis und Palästinensern
an einer Konferenz der UNESCO teil, um auf die Organisation einzuwirken,
das Jordantal zum Weltkulturerbe zu erklären.
Es scheint, dass
sich die Operation zum Schutze der Vögel noch einige Zeit hinziehen wird.
Nach Ansicht des Direktors des Zentrums für Ornithologie, das dem
israelischen Naturschutzbund SPNI angehört, Dan Alon, ist der Verkauf von
wildlebenden Vögeln eine verbreitete Erscheinung in palästinensischen
Städten, die viele Arten von Greifvögeln gefährdet. "Die Märkte in Städten
wie Bethlehem und Jenin sind voll von Greifvögeln, die zum Verkauf
angeboten werden", erzählt Alon, "erst vor kurzem berichteten uns
ausländische Korrespondenten von einem Uhu auf dem Markt in Jenin."
In einigen
Fällen gelang es Kommissaren der Naturschutz- und Nationalpark-Behörde,
Greifvögel zu befreien, die von Palästinensern in den Besetzten Gebieten
unter israelischer Verwaltung (Zone B+C) eingefangen worden sind. In
anderen Fällen wiederum entfernte man die Küken vorsorglich aus den
Nestern, um sie vor den menschlichen Räubern zu schützen. Und wenn sich
die Palästinensische Autonomiebehörde nicht dafür einsetzen wird, den
Vogelraub in ihrem Verwaltungsgebiet zu verhindern, werden die Falken, der
Uhu und die anderen Greifvögel in ihren Käfigen verweilen müssen bis
Al-Atrasch und seine Gefolgsleute auf den Märkten auftauchen und sie mit
ihrem finanziellen Budget freikaufen.
Ein weiteres Projekt in
israelischer, palästinensischer und jordanischer Zusammenarbeit nennt sich
"Zugvögel kennen keine Grenzen"; im Rahmen dieses Projekts
können palästinensische und israelische Kinder gemeinsam die
Zugrouten von Vögeln übers Internet verfolgen, deren
Position von an den Vögeln befestigten Peilsendern übertragen wird. Die
Kinder können des weiteren in diesem Zusammenhang an gemeinsamen
pädagogischen Konzepten und Seminaren zum Vogelzug teilnehmen. Die
gemeinsamen Aktivitäten nahmen ein abruptes Ende mit dem Ausbruch der
Intifada, doch jede Seite beobachtete weiterhin die Zugrouten der Vögel
und bereitet sich nun auf die Wiederaufnahme der Kooperation vor. Auf
israelischer Seite leitet das Projekt Dr. Yossi Leschem von der
Universität Tel Aviv, Direktor des internationalen Zentrums für die
Erforschung des Vogelzuges in Latroun.
Königsfischer
Bienenfresser
Rötelfalken |
Ein
weiteres überregionales Vogelschutz-Projekt, das immer noch
existiert und an dem palästinensische, israelische und jordanische
Organisationen beteiligt sind, nennt sich "Zum Wohle von Menschen
und Vögeln im Jordantal" und soll die Zugvögel entlang des Jordan
Flusses schützen. Dazu Alon: "Die Idee dahinter ist die, dass in
Zukunft Ornithologie begeisterte Touristen entlang des Jordantals
reisen können und innerhalb einer Stunde von einer Vogelwarte zur
nächsten gelangen und jeweils unterschiedliche Topographien,
Landschaftsbilder und Vogelarten vorfinden und beobachten können."
Nach Alons Angaben gibt es bereits drei solcher Zentren, die mit
einem Budget von 2,3 Mio. von der Europäischen Union finanziert
wurden: Ein israelisches Zentrum in Kfar Rupin, ein jordanisches in
Mogib am östlichen Ufer des Toten Meeres und ein palästinensisches
Zentrum in Jericho.
Weitere
Links zum Thema:
http://www.birds.org.il
Das
Projekt
http://www.birds.org.il/showitem
http://www.wildlife-pal.org
http://www.rscn.org.jo
hagalil.com 31/03/08 |
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